Aromatherapie bei Hund und Pferd - Ätherische Öle

Gepostet von Jessi von JessICan am 14 December 2022

Aromatherapie ist ein Teil der Pflanzenheilkunde und nutzt die natürlichen Komponenten von Pflanzen. Daraus entstehen die naturreinen und qualitativ hochwertigen ätherischen Öle.

Meine Hündin Talia hatte vor kurzem eine starke allergische Reaktion - ausgelöst wahrscheinlich durch ein Stück Butter, was sie sich unbedingt mopsen musste. Sie hat gebrochen, hatte Durchfall und am ganzen Körper entwickelten sich beulenartige Erhebungen. Vor allem ihr Kopf war stark betroffen. Nachdem sie alles erbrochen und sich etwas ausgeruht hatte, wirkte ihr Allgemeinzustand erstmal wieder fit - sie wollte spielen und war bester Laune. Bis auf die Quaddeln am Körper.

Also bot ich ihr eine Aromatherapie an - sie stürzte sich förmlich auf ihr auserwähltes Öl. Ein Öl, welches ich vielleicht nicht als erste Wahl im Kopf hatte, aber mir dann dennoch mehr Aufschluss über ihr Wohlbefinden gab.

Welches Öl es war? Das könnt ihr weiter unten lesen.


Hund Talia vor der Aromatherapie

Körper, Seele und Geist. Im Idealfall ein harmonisches Miteinander. Aber mindestens einer tanzt gerne aus der Reihe. Klaus Seibold

Aromatherapie ist ein Teil der Pflanzenheilkunde und nutzt die natürlichen Komponenten von Pflanzen. Daraus entstehen die naturreinen und qualitativ hochwertigen ätherischen Öle (bitte beim Kauf unbedingt darauf achten!)

Geschichtlich betrachtet ist die Wirkung der ätherischen Öle schon sehr lange bekannt. In Ritualen oder sogar bei heilenden Zwecken wurden sie unter anderen von den Ägyptern, Griechen, Chinesen und Indern eingesetzt. Meist waren unsere Tiere dabei der Vorreiter - durch Beobachtungen der Essgewohnheiten der Tierwelt fand die Menschheit heraus, welche Pflanzen Heilwirkungen haben. Umso verständlicher ist es natürlich, sie auch heute noch bei Tieren anwenden zu können/ dürfen und sollten.

Der wissenschaftliche Aspekt

Ätherische Öle sind in jeder Pflanze enthalten. Sie helfen der Pflanze bei ihrem natürlichen Überleben. Dabei erfüllen sie zum Beispiel den Zweck Insekten anzulocken oder Feinde abzuwehren.

Ein ätherisches Öl enthält verschiedene Moleküle aus mehreren funktionellen Gruppen. Jede funktionelle Gruppe hat spezifische Eigenschaften. Deshalb hat ein ätherisches Öl mehrere Wirkungen und auch andere ätherische Öle haben genau diese Wirkung auch. Hier Beispiele der vorkommenden funktionelle Gruppen:

  • Monoterpene (z.B. Limonen, Pinen, Terpinen, Cymen):

    • in den meisten Ölen vorhanden, können Hautreizend sein → deshalb stark verdünnen
    • zur Insektenabwehr, schützt die Zellen und fördert das normale Zellwachstum, stimulierende und anregende Wirkung auf Stimmung, Reinigend, antioxidativ
    • z.B. ätherische Öle: Grapefruit, Zitrone, Weihrauch, Bergamotte
  • Sesquiterpene (z.B. Cedren, Zingiberen, Himachalen):

    • weniger häufig in ätherischen Ölen vorhanden
    • Reinigung, gesunder Verdauungstrakt, Unterstützung Kreislauf, Erscheinungsbild Haut positiv beeinflussen, Gleichgewicht der Emotionen
    • z.B. Myrrhe, Ylang Ylang, Patchouli
  • Phenole (z.B. Eugenol, Antheol, Thymol)

    • starke Wirkung, deshalb nur stark verdünnt verwenden → nicht bei Katzen geeignet!
    • Schutz vor Umwelteinflüssen, antioxidativ, Insektenabwehr
    • z.B. Oregano, Thymian, Gewürznelke
  • Aldehyde (z.B. Zimtaldehyde, Geranial, Neral)

    • in kleiner Menge in Pflanzen, mit großem Duft
    • Schutz vor Umwelteinflüssen, Beruhigende Wirkung, gesunde Magen-Darm-Funktion und Verdauung
    • z.B. Zimt, Zitronenmelisse, Korianderkraut
  • Ketone (z.B. Carvon, Menthon)

    • nicht oft in ätherischen Ölen
    • Verbesserung Erscheinungsbild Haut, manche beruhigende Eigenschaften, gesunde Atmung, gesunde Verdauung
    • z.B. Pfefferminze, Rosmarin, Lavendel
  • Säuren und Ester (z.B. Methylsalicylat, Linalylacetat)

    • beruhigende, entspannende, lindernde und ausgleichende Wirkung, Reduziert Hautunreinheiten
    • z.B. Römische Kamille, Lavendel, Jasmine, Muskatellersalbei

Wirkung des Duftes

Der Geruchsbereich eines jeden Lebewesens sitzt im limbischen System in unserem Gehirn. Dieses System ist für unsere Instinkte, Stimmungen, Emotionen und sogar Erinnerungen zuständig. Riechen unsere Tiere nun einen Duft, so werden Neurotransmitter im limbischen System freigesetzt.

Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe, welche für die Informationsübertragung der Nervenzellen im Gehirn und dem gesamten Körper zuständig sind. Sie haben somit einen Einfluss auf die Muskeln, die Blutgefäße und sogar die Hormonbildung. Doch nicht nur auf körperlicher Ebene wirken sie, sondern sie beeinflussen auch die Schmerzverarbeitung, den Erregungszustand, den Schlaf und die emotionalen Bereiche.

Das heißt, bildlich gesprochen, können ätherische Öle dafür sorgen, dass unser Tier weniger Schmerzen hat, beruhigter ist und/oder einen besseren Blutfluss hat.

Wirkung äußerliche Anwendung

Ätherische Öle sind flüchtig - das bedeutet, die aromatischen Verbindungen können sich sehr schnell durch die Luft bewegen. Beim Atmen werden diese Moleküle von der Nasenschleimhaut aufgenommen. Von dort gelangen sie sehr schnell ins Blut und ins Gehirn - welches mit dem Nervensystem verbunden ist und es so beeinflussen kann (s.o.). Bei der äußerlichen Anwendung über die Haut dringen die Moleküle so in den Blutkreislauf ein. Je nach Art der Anwendung wirken sie an der Stelle bereits schon lokal.

Anwendung beim Tier

Vorab

Erst einmal ist zu Erwähnen, dass ätherische Öle bei der äußeren Anwendung am besten immer verdünnt werden sollten. Gute Trägeröle sind zum Beispiel:

  • Jojobaöl
  • kaltgepresstes Sonnenblumenöl
  • kaltgepresstes Olivenöl

Es gibt auch einige ätherische Öle, die unverdünnt benutzt werden können - doch davon ist bei einem unzureichenden Kenntnisstand abzuraten.

Das Auswahlverfahren

Je nach Wirkungswunsch und Einsatzbereich sollten maximal 6 ätherische Öle für das Tier ausgewählt werden. Nicht mehr, dass überfordert das Tier schnell!

Hund: Es werden die verschlossenen Fläschchen dem Tier hingehalten. Je nach Reaktion des Tieres erfolgt die Auswahl.

Pferd: Es werden die geöffneten Fläschchen dem Tier hingehalten. Je nach Reaktion des Tieres erfolgt die Auswahl.

Klicken Sie hier, um ein Video des Auswahlverfahrens eines Hundes anzusehen.

Anwendung

Ätherische Öle können nun verschieden bei unseren Tieren zur Anwendung kommen.

Diffusion: Das ätherische Öl (2-3 Tropfen) wird in einem Diffuser mit Wasser im Raum oder in der Box des Tieres verdampft. Wichtig: Das Tier sollte den Raum verlassen können, wenn es ihm zu viel wird! Unsere Tiere reagieren empfindlicher als wir Menschen auf Düfte.

äußerliche Anwendung: Erst erfolgt die Verdünnung des ausgewählten ätherischen Öls mit einem Trägeröl. Je nach Anwendungsgrund und Tier erfolgt hier eine Verdünnung zwischen 1-5 Tropfen. Danach gibt man das Öl auf seine Handflächen und bietet es dem Tier erneut an. Dabei kann das Tier gestreichelt werden oder aber das Tier will das Öl direkt aus der Hand schlecken.

Dauer

Ein ätherisches Öl sollte irgendwann an Interesse für das Tier verlieren. Nämlich genau dann, wenn die Wirkweise des Öls erschöpft ist. Man sollte ein ätherisches Öl also nur solange anbieten, wie es das Tier dieses noch benötigt. Dafür können wir unser Tier täglich 1-2x entscheiden lassen, ob noch ein Einsatz nötig ist.

Hausmittel

Der Einsatz kann vielfältig sein. Nicht nur bei emotionalen Unausgeglichenheiten, sondern auch bei körperlichen Beschwerden. Dabei kann man Salben, Gele, Shampoos oder Sprays erstellen. Hier einige Situationen, wo ätherische Öle im Alltag mit unseren Vierbeinern Abhilfe schaffen können:

  • Mauke
  • Fliegenplage
  • Wunden
  • Arthritis
  • juckende Haut
  • Floh- / Zeckenabwehr

Meine Hündin hatte sich im eingangs genannten Fall für das Neroli Öl entschieden. (Achtung: Das Video ist nicht im Zusammenhang mit der allergischen Reaktion entstanden! Im Video hatte sich Talia für Jasmin und Angelikawurzel entschieden).

Neroli kommt vor allem bei psychischen Belastungen gern zum Einsatz: Trennungsangst, Traurigkeit, stressige Ereignisse.

So eine allergische Reaktion geht natürlich auch mit einem großen Stressfaktor für das Tier einher. Dennoch denke ich in diesem Fall, hat sich Talia nicht für die Linderung der Sorgen der allergischen Reaktion entschieden - sondern für eine Therapie ihrer inneren emotionalen Sorgen.

Kurz: Seit in unserem Familienleben Kinder den Alltag beherrschen, hat sich doch schon sehr viel für unseren Hund verändert. Ihr Alltag hat sich komplett auf den Kopf gestellt. Dies psychisch zu verkraften ist eine Herausforderung. Talia hatte damit schon öfters Probleme - sie ist liebevoll und herzlich und doch stört sie der Lärmpegel doch sehr oft. Auch ist sie gerne im Mittelpunkt - was natürlich mit Kleinkindern im Haus nur schwer geht.

Wir versuchen sehr viel auf die einzugehen, sie überall mit einzubinden und ihr nötigen Raum zu lassen - dennoch gibt es Momente, wo es einfach nicht möglich ist.

Gut das uns ätherische Öle helfen können, diese Sorgen ebenfalls etwas zu lindern und den Tieren es dadurch leichter zu machen!


“Auch ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt.”
Eure Jessi von JessICan-natürlich!