Mit dem Beginn des Herbstes stehen wir und unsere Pferde vor vielen Herausforderungen. Eine davon ist der Fellwechsel. Jeder Fellwechsel ist eine erhebliche Belastung für den Organismus des Pferdes, besonders für Leber und Niere, da diese die dabei entstehenden Abfälle ausscheiden müssen.
Mineralstoffversorgung
Bei der Bildung neuer Haare werden dem Pferdekörper Mineralstoffe entzogen.
Schwefel hingegen sorgt für die nötige Stabilität der neu gebildeten Haare. Ein Schwefelmangel kann zwar nicht im Blut nachgewiesen werden, aber symptomatisch in verschiedenen Weisen, etwa durch mangelndes Hufwachstum, die Ausdünnung von Mähne und Schweif oder Problemen im Fellwechsel. MSM ist eine empfehlenswerte Quelle. Die Kur mit Zink und Schwefel kann über einen Zeitraum von 6-8 Wochen erfolgen. Diese sollten zusätzlich zur normalen Mineralstoffversorgung gegeben werden.
Es ist ratsam, immer einen Salzleckstein bereitzuhalten.
Auslaufsicherheit
Im Herbst fallen Blätter von Bäumen, die für Pferde ein natürliches Futter darstellen. Diese Blätter, besonders von Bäumen wie Erle und Pappel, sind gesund für Pferde, da sie wenig Zucker, Fett und Eiweiß enthalten, dafür aber einen hohen Faseranteil und viele Mineralien. Aber Blatt ist nicht gleich Blatt! Therapeutisch wertvolle Pflanzen wie Weißdorn und Weide können in kleinen Mengen verbleiben. Eichen und Walnussbäume allerdings können bei übermäßigem Verzehr giftig sein, insbesondere wenn dem Pferd nicht ausreichend Heu zur Verfügung steht. Besonders gefährliche Pflanzen sind Eiben, Robinien, Thuja, Samen des Bergahorns und Bucheckern.
Weide - ja oder nein?
Ob man eine Wiese ja oder nein nutzen sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Durch lange Trockenperioden, durch die lange Weidezeit und den dadurch entstehenden Verbiss und Vertritt ist das Gras gestresst. Vor allem die hohen Temperaturschwankungen tagsüber und nachts spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Das Gras lagert viel Fruktan ein und der Gehalt an Endophyten steigt. Diese beiden Faktoren erhöhen das Risiko auf Hufrehe enorm. Doch auch Blähungen, Durchfall und Koliken können entstehen. Das liegt daran, dass der Darm der Pferde nicht auf dieses plötzlich schießende Gras vorbereitet ist.
Daher sollten die Weiden vor allem dann geschlossen werden, wenn der Sommer lang und extrem trocken war, wenn die Pferde die Weiden viel und oft zertrampelt und abgefressen haben, wenn viele Pferde auf wenig Fläche waren und wenn bereits eine Stoffwechselentgleisung oder ein Reherisiko besteht. Bereits kleine Mengen reichen aus, um den Organismus gänzlich aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Das Immunsystem pushen
Wie auch bei uns Menschen, hat das Immunsystem der Pferde bei der beginnenden Kälte genauso schwer zu kämpfen. Um diesem zu helfen, kann man prophylaktisch bestimmte Kräuter oder Pflanzen geben.
Hier ein paar Beispiele, von immun stimulierenden Kräutern:
- Echinacea / Sonnenhut
- Taigawurzel
- Andorn
Hagebutten: Überall beginnen sie nun zu reifen. Sie sind vitaminreich und enthalten hochwertige, leicht verdauliche Fettsäuren. Auch eine entzündungshemmende Wirkung wird ihnen nachgesagt.
Außerdem sollte man den Stress reduzieren. Stress unterdrückt das Immunsystem und die Keime können sich eher im Organismus festsetzen. So sollte beispielsweise die Eingliederung eines neuen Gruppenmitglieds lieber auf später gesetzt werden oder sehr langsam und schrittweise stattfinden.
Wurmkur: ja oder nein?
Der Herbst ist auch oft die Zeit der Wurmkuren. Eine Kotprobe ist eine hilfreiche Diagnostik - - hier ist vor allem darauf zu achten, Kot von mindestens 3 unterschiedlichen Haufen zu nehmen. Denn nicht immer werden die Eier ausgeschieden.
In einer Kotprobe kann man die meisten Würmer nachweisen. Magendasseln können im Kot nicht nachgewiesen werden. Sie nutzen den Magen des Pferdes gern zum Überwintern. Einen Befall sieht man vor allem im Sommer. Kleine gelbe Eier im Fell des Pferdes - meist an den Beinen. Ist dieser Befall bei einem Pferd in der Gruppe gesichtet worden, sollte unbedingt entwurmt werden! Allerdings erst dann, wenn der Frost da ist und keine Insekten mehr herumfliegen. Der Zyklus wird unterbrochen.
Mit einem gesunden Immunsystem und einem gesunden Darmmilieu ist das Pferd durchaus in der Lage, einen Wurminfekt selbst auszukurieren. Unterstützen kann man diesen Prozess mit Homöopathie, Kräutern oder anderen Therapieansätzen. Der Ansatz liegt darin, den Darm zu stärken und es den Würmern ungemütlich zu machen. Ist der Befall allerdings schon enorm hochgradig und das Pferd kann es aus gesundheitlichen Gründen nicht allein schaffen, dann sollte man auch hier zwingend auf eine chemische Wurmkur zurückgreifen. Dabei unbedingt den Wirkstoff zur vorherrschenden Wurmart auswählen.
Prophylaxe hilft jedoch, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.
Heu Heu Heu
Mit geschlossenen Weiden rückt Heu wieder in den Vordergrund. Ein Pferd, das frei frisst, nimmt täglich 2-3 kg Heu pro 100kg Körpergewicht auf. Daraus ziehen sie ihren kompletten Erhaltungsbedarf an Energie. Jede Rationierung kann den Organismus stressen, was dazu führen kann, dass das Futter nicht mehr optimal verwertet wird und mehr Energie verbraucht wird. Doch gerade bei Beginn der kalten Jahreszeit haben die Pferde einen erhöhten Energiebedarf.
Beim Heukauf sollte auf den Zuckergehalt geachtet werden. Dieser sollte idealerweise unter 10% liegen, und bei stoffwechselkranken Pferden sogar unter 6%. Dies ist leider eine Seltenheit geworden. Deshalb ist ein höheres Maß an Bewegung meist unumgänglich - um diesen erhöhten Zucker abzuarbeiten. Heunetze oder ähnliche Vorrichtungen können helfen, die Fresszeit zu verlängern und das Verdauungssystem stabil zu halten.
Fazit
Das Wohl unserer Pferde liegt uns am Herzen. Ein durchdachter Herbstplan kann dabei helfen, die kalte Jahreszeit für unsere Vierbeiner so angenehm wie möglich zu gestalten. Das Wichtigste ist, auf die Bedürfnisse und Signale jedes einzelnen Pferdes zu achten und entsprechend zu handeln.
Eure Jessi von JessICan-natürlich!